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Sachstand zum Modellvorhaben „Holzige Biomasse“

Gemeinsame Pressemitteilung des Werra-Meißner-Kreises

und des Abfallzweckverbandes Werra-Meißner-Kreis

„Das Projekt „Holzige Biomasse“ hat zum Ziel, Baum- und Strauchschnitt aus den Gärten der Bürgerinnen und Bürger des Werra-Meißner-Kreises zu sammeln und als regionalen Brennstoff zu nutzen“, erklärt Dr. Felix Richter, Projektleiter beim Witzenhausen-Institut. Dies auch insbesondere vor dem Hintergrund, dass die klassischen Waldholzpotentiale zunehmend begrenzt sind. Die Sammlung und sinnvolle Verwertung dieses Grüngutes ist eine abfallwirtschaftliche Aufgabe, zu der der Abfallzweckverband durch das Kreislaufwirtschaftsgesetz verpflichtet ist. „Neben dem Baum- und Strauchschnitt aus den privaten Gärten soll auch holziges Material aus der Landschaftspflege gesammelt und verwertet werden. Dazu wird derzeit ein so genanntes „Landschaftsholzmanagement“ aufgebaut. Das bedeutet, dass kreisweit notwendige Pflegemaßnahmen, zum Beispiel an Straßen und Wegen, Bachläufen oder Feldgehölzen, erfasst und notwendige Rückschnittarbeiten koordiniert, geplant und durchgeführt werden“, berichtet Peter Trube, Projektleiter bei der Werkstatt für Junge Menschen in Eschwege. „Diese Verknüpfung von privaten und öffentlichen Maßnahmen gibt es in dieser Form in Hessen bisher nicht. Aus diesem Grund hat auch das Hessische Umweltministerium das Projekt als Modellvorhaben gefördert“, betont Dr. Andreas Cromm, Referatsleiter beim Hessischen Umweltministerium.

„Bereits in der Versuchsphase des Projektes im Jahr 2014 hat sich gezeigt, dass bei den Bürgerinnen und Bürgern ein großer Bedarf an regelmäßigen Entsorgungsmöglichkeiten für Baum und Strauchschnitt besteht“, berichtet Friedhelm Junghans, der Vorsitzende des Abfallzweckverbandes Werra-Meißner-Kreis. Die bisherige Praxis besteht leider oft darin, anfallendes Grüngut illegal in der Landschaft abzulagern oder zu verbrennen. Eine Verbrennung ist in Hessen nur unter stark eingeschränkten Bedingungen legal zulässig, im Nachbarland Thüringen seit 2016 bereits ganz verboten. Große Mengen an Baum- und Strauchschnitt werden regelmäßig bei Osterfeuern verbrannt. Damit keine Missverständnisse aufkommen: „Niemand möchte Brauchtumsfeuer verbieten. Diese sollten allerdings eine angemessene Größe nicht übersteigen und nicht als „Anlagen“ zur Abfallbeseitigung dienen“, erklärt Dr. Rainer Wallmann.

Das Konzept sieht vor, in möglichst allen 16 Städten und Gemeinden des Werra-Meißner-Kreises Sammelplätze für Baum- und Strauchschnitt vorzuhalten. Das dort gesammelte Material soll dann zu zentralen Aufbereitungsplätzen gebracht und dort zusammen mit dem Material aus der Landschaftspflege verarbeitet, d. h. geschreddert und abgesiebt werden. Je nach Qualität des Ausgangsmaterials entstehen dann hochwertige Holzhackschnitzel oder Schreddergut. Die Hackschnitzel können in privaten oder kommunalen Hackschnitzelheizungen, zum Beispiel in bestehenden Anlagen an Schulen oder an der Deponie Weidenhausen, als Brennstoff genutzt werden. Das Schreddergut eignet sich dagegen eher zum Einsatz in Heizwerken zur Versorgung von Nahwärmenetzen oder in Heizkraftwerken.

Eines ist bei allen Verwertungswegen aber gleich: Durch die Verbrennung in zugelassenen Anlagen wird Energie in Form von Wärme und/oder Strom erzeugt und genutzt. Dadurch werden fossile Energieträger wie Öl oder Gas ersetzt und in entsprechender Größenordnung die Freisetzung von klimaschädlichem CO2 verhindert. „Damit unterstützt das Projekt die Klimaschutzziele des Werra-Meißner-Kreises und die damit verbundene Energiewende“, freut sich Umweltdezernent Dr. Rainer Wallmann. Die Verbrennung dieser nachwachsenden Rohstoffe zur Energiegewinnung ist nämlich klimaneutral. „Und hier irren die Kritiker: Es ist ein großer Unterschied, wenn Baum- und Strauchschnitt nur in der Landschaft verbrannt wird und damit keinerlei nutzbare Energie, sondern nur Feinstaub und andere Abgase erzeugt werden. Erst durch die sinnvolle Nutzung der Energie entsteht eine positive CO2-Bilanz, die durch den notwendigen Transport und die Aufbereitung des gesammelten Materials zu den Verwertungsanlagen nur um max. 5 – 10 % gemindert wird. Dies ist durch zahlreiche wissenschaftliche Studien belegt“, berichtet Dr. Rainer Wallmann.

Für die Umsetzung des Sammel- und Aufbereitungskonzeptes wurde in einer ersten konservativen Schätzung ein maximaler Kostenaufwand von ca. 8 Euro je Haushalt ermittelt und eine entsprechende Summe von insg. 200.000 Euro/a bereits in den Haushalt des Abfallzweckverbandes eingestellt. „Es sind also keine zusätzlichen Gebühren erforderlich. Derzeit gehen wir davon aus, dass der Ansatz nicht vollständig benötigt wird“, berichtet Matthias Wenderoth, Geschäftsführer des Abfallzweckverbandes.

Der weitere Zeitplan des Projekts sieht einen Beginn der Baum- und Strauchschnittsammlung auf den kommunalen Sammelplätzen im Herbst 2019 vor. Davor müssen noch genehmigungsrechtliche Fragen geklärt werden. Parallel dazu befindet sich die Entwicklung des Landschaftsholzkatasters im Aufbau, mit dessen Hilfe die Landschaftspflege und die Verwertung der holzigen Pflegematerialien noch zielgerichteter erfolgen können.

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